Im Festival-Hauptraum, der wie alles in Bologna sehr sehr alt und architektonisch beeindruckend ist, war es sehr angenehm. Das Personal war jung und sehr freundlich, konnte jedoch fast so schlecht Englisch wie Spanier ähnlicher Alterstufe, nämlich nur etwa zehn Worte. Die sollten sich ein Beispiel an Ost- oder Nordeuropa nehmen – auch wenn Italienisch wunderschön klingt. Interessant war, dass Lisa trotz ihres Status' als Regisseurin das Festivalticket bezahlen musste. Nach dem ersten und meiner Ansicht nach besten Featurefilm "Les Lascards" gingen wir essen. Der Film wirkte nach. Nicht nur richtete er sich eher an Erwachsende oder zumindest Jugendliche denn an Kinder wie viele Lang-Trickfilme, zudem hatte er eine höchst eigene Optik wie Hintergründe, eine spannende und schlüssige Story und detalliert kantig-schrullige Charaktere, die immer zwischen cool und scheiße changierten. Eigentlich wollten wir als hastige Westeuropäer nur „schnell was essen“.
Mit der Hektik beim Essen haben es die Italiener nicht so, daher gibts auch nirgends Mars oder Snickers-Riegel. Hab erfroren suchen und finden wir ein Café.
Mit zitternden Fingern bestellen wir einen Tee, wie auch die nächsten Male gibt es offensichtlich nur eine Tee-Marke hier, Lipton, wie in Amerika. Milch muss man extra dazu bestellen, was für uns als momentane Londoner eher ungewöhnlich erscheint, dafür gibt es immer Earl Grey, der entgegen deutscher Klischees in England gar nicht so häufig ist. Unglücklicherweise buchten wir in einem Trailerpark unsere Übernachtung, wo die ganze Nacht die Klimaanlage ging. Zum Frühstück mal Kaffee... Nach zwei weiteren Tagen und vielen animierten Kurzfilmen fahren wir mit dem Zug nach Cuneo, ein kleiner Ort, der eher an die Bayerischen Vorgebirge als an Italien-Klischees erinnert. Das Wechselgeld am Bahn-Automaten gibts als Gutschein, den man dann am Schalter einlösen kann. Schlaues System. Überall gibt es Wartesäle für die Reisenden, wie in alten Filmen und wir passieren eine ganze Speisekammer an Zugstationen bis Cuneo: Bolognese (Hackfleisch), Asti (Aldi-Sekt), Parma (Schinken), Modena (Essig). Dort holt uns mein Freund Shanu ab, den ich in Australien kennenlernte. Wir fahren mit dem Jeep seines Vaters in die malerische Kleinstadt Cuneo, die im verschneiten, eiskalten Voralpenland liegt. Laut Gesetz muss das Auto-Licht auch am Tag immer an sein (Italien das Land der Ideen).
Wir gehen spazieren im Schnee bis es dunkel ist. Ruhe, Bewegung, Kälte, Natur, Reden, Schnee. Abends gehen wir auf eine Party bei einer Freundin Shanus, nur zwei Personen sprechen Englisch, wir verständigen uns mit Händen und Füßen wenn Shanu nicht grade übersetzt. Alle sind sehr offen und interessiert. 
Wir treffen eine weiße Katze, laut Lisa sind alle ganz weißen Katzen taub, was der Besitzer dieser Katze bestätigt. Wir erfahren mehr über das Nord-Süd-Gefälle in Italien (gibts ja in Deutschland auch, wenn auch anders) und warum Männer mit 30 noch zuhause leben. 
Schimpfwörter klingen sehr schön und variieren entweder „Schwanz“ oder „Scheiße“, mit Verkleiner- und Vergrößerungsformen etc. Stronza!  und Minchone blieb mir in Erinnerung.Am nächsten Tag besuchen wir den lokalen Friedhof, der in zwei Klassen unterteilt ist. Die „Armen“ haben kleine Grabsteine, alle anderen Mausoleen, begehbare Familiengrüfte, Berge aus Marmor und Kitsch, fast ein kleines Dorf mi kleinen Häusern für die Toten. Alle haben Fotos auf ihrem Stein. Später gehen wir in eine Café, heiße, fast pudding-haft-dickflüssige Schokolade zu trinken, in die man Keke taucht oder zu der man hausgemachte Pralinen schnabuliert. Coperto. Wie n anderen Lokalen verstehen sie oft ein wenig Spanisch und verbessern einen dann freundlich oder antworten auf Italienisch. Im Bioladen gibts viele deutsche Sachen, die hier nur 30 Prozent teuerer sind. Immerhin unterstützt der Staat Allergiker hier.
Unseren letzten Tag verbringen wir bei Sonnenschein in Turino, wo leider das Filmmuseum Montag geschlossen ist. Alles laufen wir rum, ich kaufe Secondhand eine Nadelstreifen-Anzugweste, die zu meinem Anzug passt, Lisa ein schwarzgelbes Kleid. Ich mache hunderte Fotos von Graffiti in dieser architektonisch wie atmosphärisch gemütlichen Studentenstadt, ein echter Tourist, endlich! Wie schon in Bologna gibts viel politische Sprüche an den Mauern, jedoch auch einiges an Street Art. In einem weiteren Café finden wir die berüchtigsten Stehklos, wo es nur ein Loch im Boden gibt, de ich nur einmal in Paris zuvor sah. Auf der Straße werfen die Passanten Müll einfach auf den Boden, leider nicht nur jugendliche Revoluzer, sondern ganz normale ältere Leute. Auch Hundescheiße-Slalom ist oft erforderlich.
Nach einer Nacht im Hotel, dass wunderlicherweise billiger als alle Hostels war, verlassen wir Bella Italia wieder. Wir vermissen das Essen und die schöne Achitektur, freuen uns jedoch auf die Wärme und Sprache Londons.